Stravinsky
für RIAS
Lect
Soweit ich mich entsinne, habe ich den
großen alten Herrn zum ersten Mal
in der Schweiz, angetroffen, als er in
Genf ein Konzert dirigierte - etwa 1923.
Die letzte Nummer war sein Arrangement
des Gesangs der Wolga - Schiffer, und
Ansermet schlug die Pauke - viel-
leicht war es die große Trommel.
in Berlin angetroffen, wo er in einem Hotelzimmer einigen
connaisseurs
ein Kla-
vierwerk
(vielleicht
die Sere-
nade)
vorführte,
spielte
dann aber
vor allem
Winterthur spielte und
Ich war sehr beeindruckt
von seinen Jazz-Exkur-
sionen und vom Ton und
Stil der Pulcinella Statik
Meine eigene neuroman-
tische Periode ist gewiß
von diesem Erlebnis
beeinflußt.
Ein bis zwei Jahre später besuchte ich
ihn Stravinsky in Nizza, und er führte mich
zum Abendessen hinauf nach Eze,
nach dem Felsennest, das über Monaco
hinausblickt auf das Mittelmeer.
Ich brachte ihm als Gastgeschenk die Partitur eines Johann
Strauss Walzers, die irgendwie an mich gekommen war und
für die er sich brennend interessierte.
Später sah hatte ich ihn kaum nur sehr wenig
mehr Verbindung mit ihm.
Meine Hinwendung
zur Zwölfton-
technik eröffnete
zwischen uns einen
Abgrund - einen
Wiesengrund, so-
zusagen. Es brauchte 25 Jahre, Emi-
gration und Weltkrieg, bis wir einander
wieder näher kamen, und es bedurfte vor
allem der Wandlung, die in Stravinsky
selbst vorging, als er sich die Idee der
Reihentechnik zu eigen machte. Eines
Tages, als wir einander in einem der
berühmten Montag Abend Konzerte in
Los Angeles begegneten, umarmte mich
Stravinsky coram publico und seither
sehen wir einander, öfter denn je wenn seine glo-
balen und meine mehr hemisphärischen
Verpflichtungen es möglich machen.
Möge es noch uns noch lange vergönnt sein,
wir die Gesellschaft des großen
Komponisten und charmanten Lebens-
künstlers in genießen.