Stravinsky für RIAS

Abstract

Ernst Krenek erinnert sich 1962 in seinem Beitrag zum 80. Geburtstag von Igor Strawinsky für den Radiosender im amerikanischen Sektor in Berlin an seine Begegnungen mit dem berühmten Komponisten.

    Stravinsky für RIAS Lect

    Soweit ich mich entsinne, habe ich den großen alten Herrn zum ersten Mal in der Schweiz, angetroffen, als er in Genf ein Konzert dirigierte - etwa 1923. Die letzte Nummer war sein Arrangement des Gesangs der Wolga - Schiffer, und Ansermet schlug die Pauke - viel- leicht war es die große Trommel.

    in Berlin angetroffen, wo er in einem Hotelzimmer einigen connaisseurs ein Kla- vierwerk (vielleicht die Sere- nade) vorführte, spielte dann aber vor allem Winterthur spielte und Ich war sehr beeindruckt von seinen Jazz-Exkur- sionen und vom Ton und Stil der Pulcinella Statik Meine eigene neuroman- tische Periode ist gewiß von diesem Erlebnis beeinflußt.

    Ein bis zwei Jahre später besuchte ich ihn Stravinsky in Nizza, und er führte mich zum Abendessen hinauf nach Eze, nach dem Felsennest, das über Monaco hinausblickt auf das Mittelmeer.

    Ich brachte ihm als Gastgeschenk die Partitur eines Johann Strauss Walzers, die irgendwie an mich gekommen war und für die er sich brennend interessierte.

    Später sah hatte ich ihn kaum nur sehr wenig mehr Verbindung mit ihm. Meine Hinwendung zur Zwölfton- technik eröffnete zwischen uns einen Abgrund - einen Wiesengrund, so- zusagen. Es brauchte 25 Jahre, Emi- gration und Weltkrieg, bis wir einander wieder näher kamen, und es bedurfte vor allem der Wandlung, die in Stravinsky selbst vorging, als er sich die Idee der Reihentechnik zu eigen machte. Eines Tages, als wir einander in einem der

    berühmten Montag Abend Konzerte in Los Angeles begegneten, umarmte mich Stravinsky coram publico und seither sehen wir einander, öfter denn je wenn seine glo- balen und meine mehr hemisphärischen Verpflichtungen es möglich machen. Möge es noch uns noch lange vergönnt sein, wir die Gesellschaft des großen Komponisten und charmanten Lebens- künstlers in genießen.

    Autor

    Ernst Krenek

    Titel

    Stravinsky für RIAS

    Untertitel

    [Vortrag für eine Radiosendung des RIAS]

    Sprache

    de

    Material

    Papier

    Seiten

    2

    Signatur

    LM-175

    Edition

    Digitale Edition in der Erstfassung 2024

    Lizenz

    CC BY-NC-ND 4.0

    Herausgeberin

    Ernst-Krenek-Institut-Privatstiftung

    Bearbeiter

    Till Jonas Umbach

    Fördergeber

    Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

    Schlagwörter

    Zwölftontechnik
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