Neuzugänge im Archiv
Nur sehr selten haben wir Gelegenheit uns über Erweiterungen des Bestands von Ernst Kreneks Handschriften im Archiv zu erfreuen. In den ersten Monaten dieses Jahres konnte wir gleich drei Mal diese aufregende Erfahrung machen.
Insgesamt vier Manuskripte hat die Ernst-Krenek-Institut-Privatstiftung bei der Auflösung einer privaten Musikaliensammlung durch das Antiquariat J. Voerster erworben. Drei davon sind bislang unbekannte Manuskripte zu Werken Kreneks: ein Klavierauszug zu Kreneks erster Oper „Die Zwingburg“, op. 14 (1922), eine Partitur zu einem nicht ins Werkverzeichnis aufgenommenen Streichquartett (WoO 58), das Krenek während seiner Studienzeit bei Schreker für einen 1920 von der US-amerikanischen Mäzenin Elizabeth Sprague Coolidge (1864-1953) gesponsorten Wettbewerb komponierte, und Partituren der Lieder, op. 30a in der Fassung für Stimme, Klarinette und Streichinstrumente. Die beiden Hefte, in denen Krenek diese Lieder notierte, richtete er an „Alma“ (Moodie, 1898-1943), jener australischen Geigerin, mit der Krenek damals eine Affäre hatte. In diesen biographischen Kontext passt auch das vierte Manuskript: es handelt sich um die ausgesetzte Generalbassstimme zu einer Sonate für Violine von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704), die Krenek möglicherweise zusammen mit Alma Moodie in einem Konzert spielte. Krenek realisierte die Klavierstimme deutlich abweichend von der schon damals erhältlichen Ausgabe im Band 11 der Reihe „Denkmäler der österreichischen Tonkunst“ (1898). Ein Vergleich der beiden Versionen wäre bestimmt eine lohnende Analyse.
Aus einer weiteren privaten Sammlung wurden uns mehrere Stücke großzügig überlassen, die Kreneks langjährige Freundschaft zur Winterthurer Familie von Friedrich und Ella Gubler-Corti illustrieren. Darunter befindet sich unter anderem eine „Kleine Berceuse“, die Krenek als Freundschaftsgabe zu Weihnachten 1927 für Violine komponierte, und 1935 mit einer Klavierstimme versah. 1955 schenkte er ihnen eines seiner Aquarelle mit einem Motiv der Landschaft im Owens Valley in Kalifornien. Dieses ist nun in den Institutsräumlichkeiten ausgestellt.
Sehr gefreut haben wir uns auch über die Briefe Kreneks an Frater Gregor Baumhof, der sein Studium der Schulmusik 1971 mit einer Arbeit über Kreneks Streichquartette abschloss und ab dieser Zeit Kontakt mit Krenek hielt. Von seiner Begegnung mit Krenek berichtet er in seinem Feature-Beitrag „Meine Begegnungen mit Ernst Krenek“.