Musik vermitteln? Darum!
Was macht ein/e Musikvermittler/in? Diese Frage bekommt man oft zu hören, wenn es um die Definition dieses Berufes geht. Das Feld der Musikvermittlung ist in Österreich rund 20 Jahre alt und steckt somit noch in den Kinderschuhen.
Im Prinzip geht es darum Wege zwischen musikalischen Inhalten und den unterschiedlichen Ansprüchen eines heterogenen Publikums zu bahnen. In Form von Workshops, inszenierten Konzerten, klassischen Vorträgen oder anderen partizipativen Formaten, beschreitet das Publikum unbekannte Pfade. Die bewusste Annäherung an Bevölkerungsschichten, die mit komplexeren Formen von Musik wenig in Berührung kommen, ist eines der Ziele in der Musikvermittlung. Konzerthäuser und Festivals verlassen ihre gewohnten Settings, bespielen Straßenbahnen und Parks, gehen in die Schulen. Sie stoßen damit auch den Nimbus aller musikalischen Heiligkeit vom Sockel.
Die Pfade, auf denen sich Musikvermittler/innen bewegen, sind oft sehr niederschwellig, assoziativ und alle Sinne miteinbeziehend.
In der Vermittlung der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts kommt noch ein Aspekt hinzu: Frei nach Joseph Beuys‘ Aussage, dass jeder Mensch Künstler/in sei, werden die Menschen in Musikvermittlungsprojekten angeregt sich selbst mit dem Komponieren auf spielerische Weise auseinander zu setzen. Damit erschließt sich dem Publikum nicht nur musikalisch ein neues Feld, sondern auch gesellschaftlich: Es öffnet ein Fenster für noch nicht gedachte Möglichkeiten, erweitert die Spielwiese für frische Denk- und Lösungsansätze.
Der Komponist Ernst Krenek und seine Musik sind gleichzeitig schwierig und einfach zu vermitteln. Da ist zum einen das reichhaltige Leben, welches unzählige Anknüpfungspunkte bietet: das Reisen, die Heimat, Identität oder Emigration. Da ist zum anderen ein vielseitiges und teilweise weniger leicht fassbare Werk, das kaum unter einen Komponistenhut zu bringen ist - spätromantische Tendenzen, jazzige Elemente, Zwölftonmusik, Elektronik.
In den Projekten des Ernst Krenek Forums haben wir uns entschieden beide Seiten zu beleuchten, sowohl die außermusikalischen als auch die musikalischen. Die Themen bieten Anregungen für eine eigenständige kreative Auseinandersetzung mit einem Thema. Die Schüler/innen schaffen so in den Workshops zum Beispiel eigene Zwölftonreihen, lassen Musik entstehen, die sie mit dem Reisen verbinden und setzen sich mit ihrem eigenen Heimatbegriff auseinander. In Workshop-Formaten, die jeweils eine Woche dauern, erarbeiten die Schüler/innen unter Anleitung von Künstler/innen eine eigene kleine Performance, die am Ende des Workshops präsentiert wird.
Veronika Großberger
Die Musikvermittlerin Veronika Großberger ist seit vielen Jahren für die Musikvermittlungsprogramme des Ernst Krenek Forums tätig.
Sie interessieren sich für einen Workshop im Ernst Krenek Forum? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!