Kreneks Bearbeitung von Monteverdis L’incoronazione di Poppea
Am 11. Mai 2019 feiert die Inszenierung von Claudio Monteverdis später Oper "L’incoronazione di Poppea" in einer Bearbeitung und Instrumentierung von Ernst Krenek am Theater St. Gallen in der Schweiz Premiere. Monteverdis Bühnenwerk greift die historische Erzählung um Kaiser Neros Heirat mit Poppea auf: ein Geflecht aus Liebe, Intrigen, Macht und Machtmissbrauch.
Die Musik zur Poppea war Ende des 19. Jahrhunderts in einer venezianischen Handschrift wiederentdeckt worden. Der Praxis des 17. Jahrhunderts folgend, war die Notation allerdings karg: Sparsam bezifferte Bässe, komprimierte Darstellung der Mittelstimmen und keinerlei Instrumenten-Angaben. So war es für einige Komponisten sehr reizvoll, Monteverdis Werk in die Klangwelt der modernen Oper zu führen. In der Musikwelt jedenfalls glaubte man an einen langlebigen Erfolg der Poppea.
Kreneks Bearbeitung fällt in die Jahre 1935/36 und somit in die Frühphase der großen Poppea-Wiederentdeckung. Er bewunderte die Musik Monteverdis und speziell die Poppea. Ganz in der Tradition von Mozart und Mendelssohn, die auch ältere Werke für zeitgenössisches Publikum bearbeitet hatten, griff Krenek dramaturgisch und musikalisch in das Original ein. Er zielte nicht auf eine historisch akkurate Rekonstruktion ab, sondern es ging vor allem darum, das damals wenig bekannte Werk zugänglich und attraktiv zu machen. Diese Praxis war – trotz kritischer Stimmen aus den Reihen der Musikwissenschaft – zu jener Zeit nicht unüblich.
Ich hatte für die Incoronazione, wie für alle Werke Monteverdis, stets große Bewunderung gehegt… An der Poppea bewunderte ich nicht minder das Libretto, das mir das Werk eines überragenden Dramatikers zu sein schien.
Auf der Suche nach Aufführungsmöglichkeiten und vor dem Hintergrund, dass mit der nationalsozialistischen Machtübernahme die Aufführung von Kreneks Werken in Deutschland verboten war, kam die Möglichkeit, das Werk auf einer Amerika-Tournee des Ensembles Salzburg Opera Guild des Dirigenten und Komponisten Paul Csonka aufzuführen, sehr gelegen. Die Uraufführung fand am 25. September 1937 noch in Wien statt, kurze Zeit später folgte die Tournee durch Amerika. Das Medienecho war groß und durchwegs positiv.
Seit der Tournee scheint es nur wenige Aufführungen von Kreneks Poppea-Bearbeitung gegeben zu haben. Umso erfreulicher ist die Wiederaufnahme am Theater St. Gallen!
Auch in der Mai-Ausgabe von "Terzett", dem Monatsmagazin des Theater St. Gallen, dreht sich alles um die "L'incoronazione di Poppea"