Aus Lothar Knessls Führer durch Ernst Kreneks Bühnenwerke
Der Triumph der Empfindsamkeit
Musik zum Spiel von Johann Wolfgang von Goethe, op. 43 (1925)
Als Suite „Der Triumph der Empfindsamkeit“ für Sopran und kleines Orchester op. 43a
Text
Johann Wolfgang von Goethe
Verlag / Rechte
Universal Edition - nicht veröffentlicht
Bearbeitungen
Suite für kleines Orchester mit Sopransolo im 4. Satz (1926/27) op. 43a
(Ouverture – Adagio – Tanzmusik – Einleitung und Finale)
LM UE 5315
Einzeln veröffentlicht: Ouverture, Wechsellied zum Tanz für Sopran und Orchester (ebenfalls als op. 43a)
Dauer
17 Minuten (Suite)
Uraufführung
9. Mai 1926
Staatstheater Kassel
D Ernst Krenek
Uraufführung der Suite
28. November 1927
Hamburg
D Gustav Brecher
Aufführungen (Auswahl)
Akademietheater Wien (1932)
Suite: Musikverein Wien (2000), Konzerthaus Wien (1999), Lissabon, Centro Cultural de Belem (1999), Internationales Beethovenfest Bonn (1999), New York (1932)
Besetzung
2.2.2.2. – 0.2.3.0. – Timp, Perc, Mand, Hfe – Str
Themenkreise
Persiflage der „Empfindsamkeit“
Entstehung
Komponiert während seiner Tätigkeit am Kasseler Staatstheater. Dazu in Kreneks Autobiografie: „Es ist eine eigenartige Satire, die Goethe nach seiner Konversion zum Klassizismus geschrieben hatte, um die gefühlsmäßig überspannten literarischen Bemühungen seiner jugendlichen Phase des Sturm und Drang zu karikieren.“ 1926/27 fasste Krenek Teile daraus zur viersätzigen konzertanten Suite zusammen.
Zeit und Ort der Handlung
Klassizismus
Inhalt
Goethes Abrechnung, als „dramatische Grille“ bezeichnet, mit den Auswüchsen der empfindsamen „Werther“-Zeit. - Ein überspannter Prinz umgibt sich mit künstlicher Natur, weil ihm die wirkliche Natur zu wenig poetisch ist. Sein schwärmerischer Trübsinn steckt die Gattin seines königlichen Gastgebers an. Sie spielt bevorzugt tragische Heldinnen der Mythologie. Dank eines heiteren Intrigenspiels wird sie kuriert, als sich herausstellt, dass der Prinz nicht sie, sondern eine ihr nachgebildete Puppe anbetet, ausgestopft mit empfindsamer Literatur.
Musik
Stilistisch aus der „neoklassizistischen Phase“. Krenek kommentiert: „Meine Musik… war recht umfangreich, eine Art verjazzter Stil des achtzehnten Jahrhunderts. Da Goethes Schluss kein wirkungsvolles musikalisches Finale zuließ, hatten wir ein Gedicht von Goethe ausgewählt…“ – Die konzertante Suite ist in unterschiedlichen Zusammenstellungen aufführbar. Dazu Krenek: „Die Ouvertüre bereitet mit Anklängen an musikalische Elemente des Rokoko die Atmosphäre des Stücks vor… Das Adagio vereinigt die empfindsamen Begleitmusiken zur Naturzauberei des Prinzen, …dann leitet es über zur tragischen Musik des Proserpina-Monodrams. Der dritte Satz vereinigt verschiedene Tanzmusiken und enthält das Ballett der Hofdamen, eine Pantomime, in der sie das listige Eindringen in das Zauberlaboratorium des Prinzen darstellen. Der vierte Satz enthält Goethes Wechsellied zum Tanz, das die Situation charakterisiert: Die empfindsame Welt verschwindet mit dem gekränkten Prinzen, die lebensfrohe Bejahung der Wirklichkeit siegt…“
Im Spiegel der Presse
Die Resonanz auf die Musik ist durchwegs positiv, sowohl bezüglich der Bühnen-, als auch der konzertanten Fassung.
Generalanzeiger Bonn
27. September 1999, Bernhard Hartmann zur Aufführung beim Beethovenfest Bonn
… eine ausgesprochen quirlige und heitere Musik, die Krenek selbst als „verjazzter Stil des achtzehnten Jahrhunderts“ bezeichnete. Was natürlich auch zu Goethes satirischem Gelegenheitswerk passt, das sich ironisch mit der Empfindsamkeit jener Zeit auseinandersetzt .
Frankfurter Zeitung, Abendblatt
1931, Karl Holl zur Aufführung der Suite durch die Frankfurter Museumsgesellschaft
Man nahm das klingende Geschenk dankbaren Ohres und hoch erfreuten Geistes entgegen. … Der Komponist hat eine…mit den Grimassen der Epochen überlegen spielende Klangforum gesucht und gefunden. - … Das Ganze: ein liebenswürdiges Stück musikalischen Witzes mit tieferer Bedeutung, prickelnd und funkelnd im Maskenspiel der instrumentalen Klangcharaktere letztlich gewinnend durch eine Heiterkeit, die wie in unserem Leben auch in unserer Musik rar geworden ist.
Zur Uraufführung 9.5.1926 am Staatstheater Kassel
Dr. G. St. (Quelle nicht leserlich)
…eine witzige kecke Musiksatire auf die Erschöpfung und Leere aller Gefühlsromantik, die dem atonalen und neutönerischen Formwillen den Weg versperrt. …ein launiges und tanzfrohes Potpourri aus leichtfüßiger Rokokoeleganz, persiflierender Illustration, schmachtigen Melodien und frecher Volksliedverhöhnung, derben Jazzband-Manieren und Richard-Strauß-Parodien, effektvoll instrumentiert… .
… (Quelle nicht leserlich)
… Dort sitzt Ernst Krenek, einer der Radikalsten der jungen Musik, am Pult und führt seine Musik zu Goethes „Triumph der Empfindsamkeit“ zum höchsten Entzücken der Zuhörer zum Siege.