Aus Lothar Knessls Führer durch Ernst Kreneks Bühnenwerke

Mammon

Choreographisches Bild, op. 37 (1925)

Text
Béla Balázs (Übersetzung von Heinrich Kröller)


Verlag / Rechte
Universal Edition
LM


Dauer
40 Minuten


Uraufführung
1. Oktober 1927
Nationaltheater München

D Paul Schmitzer
Choreographie Heinrich Kröller
B Béla Balázs


Aufführungen
Theater Maribor (1962), Stadttheater Giessen (1953 oder 1954)


Aufzeichnungen
keine


Besetzung
2.2.2.3 – 3.3.2.1 – Timp, 3 Perc (incl. Xyl), Hfe – Str


Themenkreise
Zerstörerische Geldgier


Entstehung    
1925 war Kreneks finanzielle Situation noch prekär. Daher regte sein Verlag (UE) an, ein Ballett zu einer Story von Béla Balázs zu schreiben (Textautor von Bartóks Oper Herzog Blaubarts Burg und dessen Ballett Der holzgeschnitzte Prinz). Die Hoffnung auf eine Aufführung an der Wiener Staatsoper erfüllte sich nicht. Zwei Jahre später fand jedoch die Uraufführung in München statt.


Zeit und Ort der Handlung     
keine Angabe


Inhalt    
Die Menschheit ist gierig Sklave des Geldes geworden. Dem Mammon folgen alle sozialen Schichten, vom König bis zum Bettler: als Symbolfiguren der Geizige, der Mörder, das um des Goldes willen ihren Liebhaber verlassenden Mädchen, das sich dem Mörder, danach dem Reichen hingibt. Dieser aber wird durch Diebe zum Bettler. Das Gold lockt auch Kriecher, Berechnende und Brutale an, die einander erbittert bekämpfen. - Letztlich verzeiht der Liebhaber dem Mädchen.


Musik   
Entstanden während jener kurzen Schaffensperiode, in der Krenek die kompositorische Leichtigkeit der „Six“ gelegentlich anzustreben gedachte. Nicht so in der auftragsgebundenen „Mammon“-Musik. Sie ist mehrheitlich tonalitätsfrei, manchmal operiert sie harmonisch in eingetrübter Dur- oder Moll-Nähe. Die klangliche Charakterisierung ist genau abgestimmt auf die Vorlage Heinrich Kröllers. Insgesamt ist die Musik jedoch gewichtiger als bloß illustrierende Untermalung. Dem symbolistischen Sujet gemäß dominiert die expressive Faktur. Rhythmische, ostinat weiter geführte Grundmuster oder harmonisch konstante (auch dissonante) Blöcke prägen die Gliederung. Gestisch ausgezackte Motive im Wechsel mit starren, quasi statischen. Lockeres Satzgefüge (etwa für das „Mädchen“) als Kontrast zu dicht lastender Klanghärte  (Mammon). Da sich letztlich das Liebespaar findet, endet die Musik in hellem A-Dur.


Resümee  
Postexpressionistisch symbolistisches Sujet
(vgl. diesbezüglich Hindemiths Ballett "Der Dämon", 1923)

 


Im Spiegel der Presse

Spärlich dokumentiert. Die Resonanz war generell reserviert, das Publikum hatte Musik von der Art erwartet, mit der ein halbes Jahr zuvor "Jonny" so große Begeisterung ausgelöst hatte.

 

Weiterführende Literatur

Ernst Krenek, Im Atem der Zeit – Erinnerungen an die Moderne, Hoffmann und Campe, Hamburg 1998, S.522, 525, 644

John L. Stewart, Ernst Krenek – Eine kritische Biographie, Hans Schneider Verlag, Tutzing 1990, S. 84

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