Aus Lothar Knessls Führer durch Ernst Kreneks Bühnenwerke

Eight Column Line

Ballettmusik, op. 85 (1939)

Libretto
Truda Kaschmann und Alwin Nikolais


Verlag / Rechte
Universal Edition
UE LM – SP 33414


Dauer
60 Minuten


Uraufführung
19. Mai 1939
Avery Memorial Auditorium, Hartford, CT (USA)
Alwin Nikolais, Truda Kaschmann und Kompanie, Solisten des Hartford Symphony Orchestra

D Ernst Krenek
Choreographie Alwin Nikolais
B Arthur Everett Austin, Jr.


Aufführungen
Anton Bruckner Privatuniversität, Linz – Festival „Ernst Krenek – der Sprachmusiker“ (2007)


Aufzeichnungen
keine


Besetzung
Fl, Cl, Basscl, Trp, Pft, Perc– 2 Vl, Va, Vc


Themenkreise
Symptome des Faschismus


Entstehung
Erster Auftrag für Krenek in den USA unter guten Voraussetzungen. Auftraggeberin: Truda Kaschmann, Ausdruckstänzerin expressionistischer Prägung, Schülerin Mary Wigmans.  Choreograph Alwin Nikolais, Galionsfigur des amerikanischen Tanzes, verkörperte die männliche Hauptrolle. Der Bühnenbildner Arthur Everett Austin Jr., Direktor des Kunstmuseums Wadsworth Atheneum und Bauherr des angeschlossenen Theaters Avery Memorial, förderte zeitgenössische Kunst, war Gründer des Vereins „Friends and Enemies of Modern Music“ und finanzierte die Aufführung. Krenek debutierte als Dirigent eines größeren Ensembles.   


Zeit und Ort der Handlung
keine Angabe


Inhalt
Im Prolog zeigt ein Zeitungsjunge das Bild einer pazifistischen, in Eintracht lebenden Gesellschaft. Ein machtgieriger, diktatorisch agierender Populist untergräbt diese Harmonie. Zwar gelingt es ihm nicht, seine Gegenspielerin, Symbol für Demokratie und Widerstand, zu beherrschen, aber sukzessiv gewinnt er in der Gesellschaft durch falsche Versprechen die Oberhand. Letztlich wird er, verstrickt in seine Machtvisionen, wahnsinnig. Chaos bricht aus. - Am Ende vermittelt der Zeitungsjunge Nachrichten im Rückblick.


Musik
Dem Komponisten ging es darum, eine „eloquente musikalische Struktur“ zu schaffen. Wichtig war ihm der emotionale Hintergrund der Geschichte. Daraus resultiert die expressionistische Gestik der Musik. Für adäquat hielt er den Einsatz der Zwölftontechnik, die er, nach „Karl V.“, souverän und eigenständig beherrschte. In der Ballettmusik sind alle Formen der Grundreihe der weiblichen Hauptfigur zugeordnet. Diese Intervallfolgen erzeugen eine Aura von Frieden und Harmonie. Durch die Umkehrung der Reihe und ihrer Formen entsteht eine konträre Gestik, daher gekoppelt an die kriegerische männliche Hauptfigur. Krebsumkehrungen kennzeichnen den Zeitungsjungen. Spitzen sich die Konfrontationen zu, werden diese Grundelemente simultan kombiniert.
(Textquelle ist ein Interview mit Ernst Krenek in „The Hartford Times“, 26.4.1939)

 


Im Spiegel der Presse

Boston Evening Transcript, 22.5.1939, Moses Smith
The music is of exceptional clarity of statement. The composer, master of his craft, suggests a far greater volume and more varied timbres then the 10 instruments would suggest. …The music had bite as well as sentiment, fierceness as well as repose. In linear fashion it often followed the movements and patterns of the dancers on stage. As frequently it set up a counterpoint against them. At moments of climax in the development of the tale the music was likely to stress them by force and color. The “melodic” material was fresh and enjoyable.

The Hartford Times, 20.5.1939, Carl E. Lindstrom
The music quite leaps beyond the academic borders of atonality…The creators have helped themselves to whatever resources conspired together toward an expressive and quite irresistible idea. … The orchestra is used with amazing versatility. … a vital, a compelling and, in the best sense of the word, an exhausting musical creation. … With all his profession of musical faith, he is not afraid of a diatonic scale, nor a bit of fugal writing, because both had their purposes. It is the objective that counts and the object here was a tensely drawn work of art that left you limp.

The Hartford Daily Courant, 20.5.1939, T. H. Parker
[The score] displayed its astonishingly shrewd dance-ness and its fine orchestration. … the fertility of its lively variety and shifting moods.

 

Weiterführende Literatur

keine

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