Aus Lothar Knessls Führer durch Ernst Kreneks Bühnenwerke
Cefalo e Procri
Oper in einem Prolog und drei Bildern, op. 77 (1933/34)
Text
Rinaldo Küfferle
Verlag / Rechte
nicht verlegt, Material erhältlich beim Ernst Krenek Institut
Dauer
30 Minuten
Uraufführung
15. September 1934 Teatro Goldoni Venedig (Biennale di Venezia, Terzo Festival Internazionale di Musica)
D Hermann Scherchen
R, B Anton Giuglio Bragaglia
Aufführungen
Staatsoper Wien (Mahlersaal, im Rahmen des Symposiums „Der zauberhafte aber schwierige Beruf des Opernschreibens. Das Musiktheater Ernst Kreneks“, 2002, konzertante Aufführung)
Aufzeichnungen
keine
Besetzung
Cefalo (T)
Procri (S)
Diana (A)
Aurora (S)
Crono (Bar)
1.1.2.1 – 2.1.1.0 – Pk, Perc – Pft – Str
Themenkreise
Griechische Antike
Treue / Untreue
Entstehung
Die halbstündige Kammeroper entstand für die dritte Biennale von Venedig 1934, die von Mussolini unterstützt wurde, um in der damals angespannten politischen Situation das freundschaftliche Verhältnis zu Österreich zu betonen. Alfredo Casella, ein Förderer der modernen Musik in Italien, beauftragte Krenek, der italienische Schriftsteller Rinaldo Küfferle schrieb das Libretto über eine Episode aus Ovids Metamorphosen. Verantwortlich für Regie und Bühnenbild war Anton Giulio Bragaglia. Krenek lehnte den futuristischen Künstler wegen seiner „musikalischen Ignoranz“ ab.
Zeit und Ort der Handlung
Antikes Griechenland
Inhalt
Das Libretto folgt im Kern dem Mythos von Cephalus und Procris aus den Metamorphosen des Ovid (7. Buch). Der Jäger Cephalus prüft die Treue seiner Frau Procris, indem er verkleidet versucht, sie zu verführen. Als sie nachgibt und er sich zu erkennen gibt, flüchtet Procris beschämt, versöhnt sich später aber wieder mit Cephalus und schenkt ihm die wundertätigen Gaben, die sie von der Göttin Artemis erhalten hat: den schnellsten Jagdhund und einen unfehlbaren Speer. Gerüchten folgend, zweifelt sie an seiner Treue und verbirgt sich, um ihn zu belauschen. Cephalus tötet sie irrtümlich mit dem göttlichen Speer.
Musik
Krenek nannte sein Werk eine „moralità pseudo-classica“, als Hommage an die italienische Barockoper mit moralischem Hintergrund. Auch die Musik, in „lockerer Zwölftontechnik“ (John L. Stewart) komponiert, folgt mit ihren Arien und Rezitativen den traditionellen Formen der italienischen Oper.
Im Spiegel der Presse
La Revue Musicale, Paris
Oktober 1934, Henry Prunières (S. 209)
In der „Revue Musicale Paris“ beurteilt Henry Prunières die Uraufführung so:
Das einzige Werk von Wert war Cephalo und Procris des Österreichers Ernst Krenek … Die lyrische Deklamation wird großartig behandelt. Man verpasst keine Silbe des Textes. Kreneks Absicht ist eindeutig, die Oper wieder aufleben zu lassen, indem er dem Gesang seine Bedeutung zurückgibt, ohne die alten Formen nachahmen zu wollen. Die Partitur weist eine kunstvoll zusammengesetzte kontrapunktische Arbeit auf, zur Geltung gebracht durch eine extrem komplexe Instrumentation.
Weiterführende Literatur
Filippo Juverra, Antikendeutung einmal anders: „Cefalo e Procri“, in: Claudia Maurer Zenck (Hg.), Der zauberhafte, aber schwierige Beruf des Opernschreibens“. Das Musiktheater Ernst Kreneks, Edition Argus, Schliengen 2006, S. 165-179
Ernst Krenek, Im Atem der Zeit – Erinnerungen an die Moderne, Heyne-Verlag, München 1999 (Tb.-Ausgabe), S. 990/91 und 1022-1025
John L. Stewart, Ernst Krenek – eine kritische Biographie, Hans Schneider, Tutzing 1990, S. 239-240